Sich dem Mysterium der weiblichen Brust zu nähern,ist kein leichtes Unterfangen. Das Bewusstsein über die Kraft und Bedeutung der weiblichen Mammae ist in der heutigen Zeit weitgehend verloren gegangen. Die Einstellung vieler Frauen dazu ist geprägt von Unwissen, Vernachlässigung, Unzufriedenheit und Angst. Die alle zwei Jahre geforderten Mammo-grafien sowie Schreckensmeldungen über zunehmende Brustkrebserkrankungen erinnern permanent an die tödliche Gefahr, die der weiblichen Brust innewohnt. Erstaunlich erscheint mir ebenso, wie selten Frauen ihren Brüsten Freude, Respekt und Achtung schenken. Wie viele von ihnen geben Unzufriedenheit über deren Größe oder Aussehen an! Solche Aspekte führen vollkommen weg von der Kraft, die diesem wunderbaren Körperorgan innewohnt.
Die Mammae sind ein weibliches Organ und drücken in höchstem Maße das Wesen des Weiblichen und Mütterlichenaus. Hervorgehoben wird diese Tatsache durch deren späte Entwicklung erst in der Pubertät, im Übergang vom Kind zur Frau und zur Gebärfähigkeit. Die Mammae sind die nach außen ersichtlichsten weiblichen Geschlechtsorgane. Einen zentralen Aspekt der weiblichen Brust sehen wir bei heranwachsenden jungen Frauen. Das Bestreben, ihre Brüste möglichst attraktiv zu präsentieren, um zu sehen, wie die Umwelt darauf reagiert: anerkennende Blicke zu ergattern und als Frau wahrgenom-men zu werden – begehrt zu werden – die Möglichkeit, erste geschlechtliche Erfahrungen erkennend – die Kraft der weiblichen Verführung ahnend. Stolz und Schalk erkennen wir in den Augen dieser Heranwachsenden. Im Gegenpol hierzu erblicken wir auch heranwachsende Mädchen, die sich schämen, zur Frau zu werden, und die dem Wachstum ihrer Brüste mit ablehnendem Gefühl begegnen. Die Mammae spiegeln sozusagen den eigenen Bezug zum Weiblichen wider sowie das Selbstverständnis, das die Frau sich selbst in ihrem Wesen als Frau gibt. »Sich als Frau zu fühlen« wird wohl am stärksten von der Beziehung der Frau zu ihren eigenen Brüsten charakterisiert.
Der weiblichen Brust wohnt die Kraft der Lockung und Verführung inne. Es ist der animalische Lockruf der Paarung, entsprechend dem bekannten Blüten-Bienen-Prinzip. Dies ist ein kraft- und machtvoller Aspekt der Weiblichkeit. Sehr leicht lässt sich der sexuell bedürftige Mann von der Attraktivität und Schönheit der Weiblichkeit, der weiblichen Brust locken. Die Brüste sind rundlich, weich und sanft, sie bestehen fast ausschließlich aus Fettgewebe. Ihre Lage ist die Brust- beziehungsweise Herzgegend. Jemanden an die Brust nehmen, Geborgenheit und Trost schenken, das sind weitere Aspekte der Mammae. Hierbei geht es um das emotionale Nähren eines Gegenübers, eines Kindes, Partners oder Mitmenschen. Umgekehrt will die Frau selbst auch genährt sein. Sie benötigt Schutz und Sicherheit, wünscht sich begehrt zu werden, Berührung und sexuelle Stimulation zu erfahren.
Die Mammae ist ein paariges Organ. Dies impliziert eine Doppelthematik. Hierbei wird immer Ausgewogenheit und Balance zwischen zwei polaren Grundaspekten gefordert. Bei den weiblichen Brüsten handelt es sich, wie unten stehend einge-hender erläutert, um die Grundthematik des Nährens und Genährtwerdens. Ein weiterer Aspekt der weiblichen Brust ist das Stillen des Säuglings. Die in der Pubertät gebildeten Brustdrüsen wachsen in der Schwangerschaft an und produzieren Milch als Nahrung für das Neugeborene. Diese Milch entspricht genau dem, was zum Wachstum des kleinen Menschleins benötigt wird. Sie beinhaltet Wasser, Milchzucker, Eiweiße, mehrfach ungesättigte Fettsäuren, Vitamine, Mineralstoffe, Abwehrstoffe und Wachstumsfaktoren. Sie ist im Besonderen zur Aus-bildung des Nervensystems abgestimmt. Keine andere Nahrung kann diese Muttermilch sinnvoll ersetzen. Kuhmilch zum Beispiel sollte den Babys und Kleinkindern keinesfalls verabreicht werden. Sie besitzt eine völlig andere Zusammensetzung und fördert vorwiegend physisches Wachstum. Die Mutter sucht ein stilles Plätzchen und schenkt dem Baby ihre nährende Milch. Während dieser Zeit gibt es nur die Mutter und das Baby – nichts anderes zählt. Der Aspekt des Gebens und Nährens ist total. Als »Gegenleistung« erhält sie, wenn alles gut läuft, ein gesundes, zufrieden lächelndes und genährtes Baby. Es ist interessant zu sehen, dass auf Bildern die Babys fast ausschließlich an der linken Brust, also auf der Herzseite liegen. Dies ist der symbolische Ausdruck dafür, dass die linke Brust die gebende Seite darstellt. Jene, die Nahrung, Liebe, Geborgenheit und Schutz an seine Schützlinge und Geliebten abgibt. Wir werden sehen, dass Brustkrebs auf der linken Seite mit einem Konflikt auf der Ebene des Gebens, meist in Zusammenhang mit den eigenen Kindern zusammenhängt.
- Die linke Brust Die linke Brust symbolisiert die gebende Seite. Die Mutter nimmt das Kind an die linke Brust, es ist die Herzseite. Sie gibt Nahrung und Liebe. Liebe, Nahrung und Geborgenheit schenkt sie auch ihrem erweiterten Umfeld, sei es dem Partner oder anderen Familienmitgliedern. Gibt sie sich hin, schenkt sie sich und ihre Liebe, so erhält sie im stimmigen Fall Liebe zurück. Bei Krebs der linken Brust sehen wir einen fundamentalen Bruch in Bezug auf das Geben. Der Schritt vom Geben zum Aufgeben ist nah. Frauen und Mütter, die nur noch für die Familie, für ihre Kinder oder für andere da sind, besitzen ein erhöhtes Risiko an Brustkrebs zu erkranken. Wer viel gibt, muss auch für sich selbst Sorge tragen, von Zeit zu Zeit ruhen, Schlaf ergattern, sich gut ernähren, sich etwas Gutes tun, sich mit sich selbst und seinen eigenen Interessen beschäftigen. Für eine Mutter ist das ein diffiziler Balanceakt. Dieser sollte sich immer wieder den stetig verändernden Situationen anpassen. Im ersten Jahr der Babyzeit findet eine Frau kaum Zeit für Eigenes. Es macht ungemein Sinn, diese Zeit hinzugeben und dem Baby zu schenken. Mit dem Älterwerden der Kinder kann sie sich zusehends auch wieder den eigenen Bedürfnissen und Entwicklungsthemen zuwenden. Eine Mutter, die in Balance ist, hilft der Familie mehr als eine, die sich stresst, ständig alles für alle tut oder kurz vor dem Zusammenbruch steht. Wann es Zeit ist, wieder arbeiten zu gehen und mit welchem Pensum, wann die Hobbys wiederaufgenommen werden sollen, wann und wie viel sich wieder um die eigenen Interessen kümmern – dies kann nicht sorgfältig genug geplant werden. Alleinerziehende Mütter besitzen meist sehr wenig Spiel- raum. Sie müssen bereits früh nach einer Geburt wieder arbeiten gehen und ihre Kleinen in die Krippe bringen. Sie sind für Haushalt und Kinderbetreuung meist allein zuständig. Weder hat sie genug Zeit für die mütterlichen Aufgaben noch wird sie vom Außen genügend unterstützt und genährt. Solches führt oft zu völliger Überforderung. Schnell fühlt sie sich leer und ausgelaugt. Sie kann weder dem Baby noch sich selbst genügen. Die Selbsthingabe, die oft bis zur Selbstaufgabe führt, darf ein gewisses Maß und eine gewisse Zeitdauer nicht überschreiten. Die Mutter darf nicht ewig Mutter bleiben. Sie soll nicht in der Mutterrolle verloren gehen. Sie ist vor allem Frau, ein Individuum mit eigenen Entwicklungs- und Lernaufgaben. Die langfristige Selbstaufgabe, das Nicht-mehr-mit-sich-in-Kontakt-Sein und ausschließlich für andere zu leben, ist die Grundlage für ein Brustkrebsgeschehen. Auch die Gegenseite wollen wir nicht außer Acht lassen. Ein Baby nicht stillen zu wollen, es ohne Not von Beginn an in der Krippe abzugeben, sich überwiegend mit eigenen Bedürfnissen zu beschäftigen, führt in dieselbe Richtung. Diese Frau ist zwar in Kontakt mit den eigenen Bedürfnissen, negiert jedoch weitgehend die hingebenden Aspekte der Mutterrolle. Sie kann sich nicht an die veränderten Anforderungen des Lebens anpassen. All diese Faktoren führen zu einem fundamentalen Ungleichgewicht zwischen der Hingabe an die Aufgabe des Mutter- seins und der persönlichen Entwicklung als Frau.
- Die rechte Brust
Das Geben, Nähren und Schützen des Babys ist nicht der einzige Aspekt der weiblichen Mammae. Die Mutter benötigt zur Befähigung, ihre Schützlinge gerecht nähren und betreuen zu können, ihrerseits Schutz und Unterstützung. Ihr Partner muss idealerweise der stillenden Frau die Möglichkeit zur Ruhe und zum »Sein« ermöglichen. Er fungiert im Idealfall als Beschützer der Frau und der Familie. Er ist materieller Ernährer. Ist dieser Partner nicht vorhanden oder verweigert dieser die Unterstützung, muss die Frau sowohl sich selbst wie auch das Baby ernähren. Auch der Staat fungiert teilweise als Ersatzernährer, wobei hierbei natürlich der emotionale Schutz ausbleibt.
Dieser Aspekt entspricht der rechten Brustseite. Sie dient dem erhaltenden, unterstützt werdenden Prinzip, das nach Schutz und Geborgenheit verlangt. Erhält die Frau diesen Anspruch nicht automatisch, ist sie aufgefordert, diesen aktiv einzufordern. Fundamentale Probleme mit dem Partner oder der Außenwelt manifestieren sich auf der rechten Brust. Es kann sein, dass die Frau zum Beispiel keine Sicherheit, kaum Unterstützung, Schutz oder Geborgenheit vom Partner erhält. Es kann sein, dass sie von diesem abgelehnt wird oder gar Gewalt erfährt. Auch eine lang anhaltende, massive Auseinander-setzung mit der Schwiegermutter, die sowieso alles besser weiß und macht, kann Ähnliches bewirken. Entscheidend ist natürlich die Frage, wie die betroffene Frau auf solche Ereignisse reagiert. Wehrt sie sich und sucht nach Lösungen, oder lässt sie alles über sich ergehen und frisst alles in sich hinein? Schlussendlich ist grundlegend, wie die Frau in ihrem Muttersein vom Außen, vor allem vom Partner und dem nächsten Umfeld, angenommen und getragen wird. Auch die Umkehrung dieser Thematik ist existent und führt zu ähnlichem Übel. Solches geschieht, wenn die Frau ihren Mann ablehnt, missachtet, oder dominiert. Hierbei lehnt die Mutter selbst jegliche Unterstützung des Partners ab. Es kommt desgleichen nicht selten vor, dass eine Frau sich vor Abhängigkeit gegenüber einem Partner fürchtet und deswegen den Support ablehnt. Wir können festhalten, dass jegliche Form von größerem Gefälle zwischen den Partnern schnell zu heftigen Unsicherheiten und Instabilitäten führt.
Ein weiterer Aspekt der rechten Brust ist die Art, wie eine Frau nach außen wirken will. Was will ich darstellen? Wie präsentiere ich mich nach außen? Wie stehe ich zu meiner Weiblichkeit und bringe sie ins Leben ein? Die rechte Brust spiegelt Attraktivität wider. Sie symbolisiert den Stellenwert, den die Frau sich selbst, ihrer Weiblichkeit und ihrer Attraktivität beimisst. Auch hier gibt es sowohl ein Zuviel als auch ein Zuwenig. Ein Zuviel bedeutet, dass die Frau ihren Wert quasi ausschließlich über ihre Attraktivität, ihre »Sexyness« definiert. Ein Zuwenig heißt, dass sie ihre Weiblichkeit größtenteils negiert und sich mehr dem männlichen Prinzip hinneigt. Möglicherweise ist sie gegenüber Sexualität und Erotik ablehnend eingestellt. Alle diese Aspekte führen zu einem Konflikt zwischen dem Bedürfnis nach Unterstützung und Genährtwerden sowie dem Anliegen, eine unabhängige, attraktive Frau zu sein. Faktoren, welche Krebs auf der rechten Seite begünstigen: